Geschichte Nigerias

Aso Rock, Abuja, Nigeria, in der Nähe des Präsidentenpalais des Landes (entsprechend dem Weißen Haus in den USA)

Die Geschichte Nigerias umfasst die Entwicklungen auf dem Gebiet der Bundesrepublik Nigeria von der Urgeschichte bis zur Gegenwart.

In vorkolonialer Zeit gab es im heutigen Nigeria eine Vielzahl von verschiedenen Staatsformen. Durch den Kontakt mit den Europäern entstanden entlang der Küste nach 1480 frühe Hafenstädte wie Calabar, Badagry und Bonny, die u. a. im transatlantischen Sklavenhandel Geschäfte machten. Durch Konflikte im Hinterland, wie dem Bürgerkrieg im Königreich Oyo, wurden stets neue Versklavte „angeliefert“.

Usman dan Fodio, der „schwarze Napoleon“, einigte nach 1804 in seinem Dschihad gegen die überlegenen, aber zerstrittenen Hausastaaten des Nordens ein immenses Reich, das „Kalifat von Sokoto“.

Im ursprünglichen Bestreben, den Sklavenhandel in Westafrika zu unterbinden, baute das Vereinigte Königreich nach 1851 schrittweise sein Einflussgebiet von der winzigen Insel Lagos (7 km2) und der Hafenstadt Calabar ausgehend aus. Die Briten folgten dabei expansiven Handelsgesellschaften wie der RNC und Missionaren wie Mary Slessor. Letztere drangen ins Hinterland vor, predigten und gründeten Missionsschulen, gingen aber auch gegen lokale Sitten wie dem religiös bedingten Töten von Zwillingen oder von Dienern verblichener Dorfältester und gegen das Gottesurteil als Mittel der juristischen Wahrheitsfindung vor. Nach der Berliner Kongokonferenz 1885 breiteten die Briten ihr Einflussgebiet militärisch aus und setzten dabei auch Maschinengewehre ein.[1] Ab 1903 kontrollierte Großbritannien beinahe das gesamte heutige Staatsgebiet Nigerias, das 1914 unter einer einheitlichen Verwaltung zusammengeschlossen wurde (1920 wurde ein Grenzstreifen der ehemals deutschen Kolonie Kamerun dem Gebiet Nigerias hinzugefügt).

Unter der britischen Kolonialverwaltung hielten Einkaufskartelle (von Firmen wie Unilever, Nestlé, und Cadbury) die Preise für Kakao, Palmöl und Erdnüsse künstlich niedrig und schadeten damit der nigerianischen Landwirtschaft. Es wurden Häfen und ein umfangreiches Eisenbahnnetz angelegt. Es entstanden Zeitungen, Parteien, Gewerkschaften und höhere Bildungsinstitute. Im Ostafrikafeldzug 1941 sorgten nigerianische Regimenter mit dem damals schnellsten militärischen Vorstoß der Geschichte für den ersten großen Erfolg gegen die Achsenmächte. 1956 wurden Erdölfelder in Nigeria entdeckt. Vor allem rund um stillgelegte Probebohrungen und Pipelines verursachen seitdem Vandalismus, Öldiebstahl und illegale, unfachmännische Raffination durch Ortsansässige die Verseuchung des Nigerdeltas mit Erd- und Schweröl.[2][3][4]

1960 wurde Nigeria unabhängig. 1967 bis 1970 tobte im Südosten der „Biafra-Krieg“ – eine der schlimmsten humanitären Katastrophen der Neuzeit. Nach drei Jahrzehnten zunehmend restriktiver Militärdiktaturen wurde Nigeria 1999 eine demokratische Bundesrepublik nach US-amerikanischem Muster. Vierjährlich stattfindende Wahlen werden als „intransparent“ kritisiert. Dennoch gingen 2007, 2010, 2015 und 2023 Machtwechsel im Präsidentenpalais am Aso Rock friedlich über die Bühne, wodurch Nigeria zu den wenigen stabilen Demokratien der Region zählt – trotz der Mängel. Die im Westen vielbeachtete Boko Haram-Revolte von 2014 zerfiel durch Flügelkämpfe und durch das geeinte Vorgehen Nigerias und seiner Nachbarn. Das Übergreifen der Ebola-Epidemie auf die Elendsviertel von Lagos wurde im gleichen Jahr durch professionelles Krisenmanagement verhindert.[5] Die letzten Jahre sahen den Aufstieg der nigerianischen Musik- und Filmindustrie und mit fünf von sieben afrikanischen Tech-Einhörnern Erfolge bei der Softwareentwicklung.[6] Mit großen neuen Raffinerien versucht das Land seit Januar 2024, das geförderte heimische Erdöl in Zukunft selbst und auf fachmännische Weise (d. h. ohne Schweröl als Abfallprodukt) zu verarbeiten.[7][8]

Seit 2023 sind die Anschläge von moslemischen Fulani-Hirten auf Bauern diverser Ethnien und Religionen der ernsthafteste Konflikt des Landes mit 325 Todesopfern (siehe Hirten-Bauern-Konflikt in Nigeria). Größtes Sicherheitsproblem sind die zahlreichen Entführungen, 38 % der Nigerianer kennt persönlich ein Entführungsopfer.[9] Durch die abrupte Wirtschaftswende 2023 leiden 64 % der Nigerianer Hunger bzw. können grundlegende Lebensbedürfnisse nicht finanzieren.[10] 78 % beurteilen die Arbeit des Präsidenten Tinubu als „schlecht“ oder „sehr schlecht“.[10]

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  2. Nigeria's illegal oil refineries: Dirty, dangerous, lucrative. 26. April 2022 (bbc.com [abgerufen am 6. Februar 2024]).
  3. The business of illegal refiners in the Niger Delta. In: Le Monde.fr. 27. Mai 2022 (lemonde.fr [abgerufen am 6. Februar 2024]).
  4. Tife Owolabi: Nigeria goes after illegal oil refineries to curb pollution. In: Reuters. 8. Februar 2022, abgerufen am 6. Februar 2024 (englisch).
  5. The woman who helped to stop an Ebola epidemic in Nigeria. Abgerufen am 6. Februar 2024 (amerikanisches Englisch).
  6. Guardian Nigeria: Nigeria produces five of seven unicorns in Africa. 26. Januar 2022, abgerufen am 6. Februar 2024 (amerikanisches Englisch).
  7. Vincent Nwanma: Africa’s Largest Oil Refinery Goes Live. 1. Februar 2024, abgerufen am 6. Februar 2024 (amerikanisches Englisch).
  8. We’re Still Test-running Port Harcourt Refinery, Products Not Coming From There Yet, Says Nigerian Government | Sahara Reporters. Abgerufen am 6. Februar 2024.
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